Schlosskirche Blieskastel 

Mit seiner Schlosskirche beherbergt Blieskastel eines der bedeutendsten Baudenkmäler des Saarlandes. Ein zentraler Baustein der langjährigen Restaurierungsarbeiten war die Instandsetzung des absturzgefährdeten Deckengemäldes. Eine Stützkonstruktion sicherte die Malerei samt Unterputz an Ort und Stelle. Währenddessen wurde der komplette darüberliegende Putzträger ausgetauscht und durch einen Vergussmörtel wieder mit dem Unterputz verbunden.

Seit über 200 Jahren prägt die Schlosskirche das Stadtbild von Blieskastel. Seit dem Jahr 2000 wird die Kirche grundlegend saniert. Nachdem die wesentlichen Arbeiten abgeschlossen wurden, ist das Gebäude nun wieder für die Öffentlichkeit freigegeben (Abb. 1). Insbesondere bei der aufwendigen Restaurierung des stark beschädigten Deckengemäldes wurden Mörtel mit natürlich hydraulischem Kalk (NHL) als Bindemittel eingesetzt.

Große Teile des Gemäldes stürzten ab


Nachdem der Grundstein für die Kirche im Jahre 1776 gelegt wurde, entstand erst nach dem Ersten Weltkrieg ein Deckengemälde, das jedoch im Zweiten Weltkrieg starken Schaden nahm. Bei Umbaumaßnahmen Ende der 1940er-Jahre des letzten Jahrhunderts wurde die alte Deckenkonstruktion durch eine neue Voutendecke aus Stahlträgern ersetzt. Der Münchner Maler Richard Holzner schuf auf dieser frischen Decke 1955 ein neues Kunstwerk.

Im Gegensatz zu der beeindruckenden künstlerischen Gestaltung zeigte sich im Laufe der Jahre jedoch, dass bei der technischen Ausführung der Deckenmalerei folgenschwere Fehler gemacht worden waren. Seit den 1990er-Jahren brachen immer wieder kleinere Putzbrocken aus dem Deckenbild heraus und stürzten zu Boden. Zwischenzeitlich wurde ein Netz zum Schutz der Besucher aufgespannt. Im Jahr 2005 folgte dann ein großflächiger Absturz. Betroffen war dabei ausschließlich der Deckenbereich, auf dem das Gemälde angelegt war. Aufgrund der prägenden Bedeutung des Deckengemäldes war es der Wunsch der katholischen Kirchengemeinde und der Denkmalschutzbehörde, eine Alternative zu einer kompletten Demontage zu entwickeln.

Alter Putzträger zeigte Schwächen


Die Bauherren beauftragten Hans Michael Hangleiter, Spezialist für große Konservierungs- und Restaurierungsprojekte, sowie das Institut für Steinkonservierung e.V. (IFS) aus Mainz, ein Konzept zur nachhaltigen Sicherung und Konservierung des Deckengemäldes zu erstellen.

Eine Untersuchung der bestehenden Schäden ergab die Ursachen für die Schichttrennungen und Abstürze: Der Aufbau des Putzträgers und die handwerkliche Ausführung des Putzauftrags wiesen grobe Fehler auf. Auf den gesamten Voutenflächen im Kirchenschiff bildete zwar ein Gipsputz die Putzoberfläche der nach wie vor seine Funktion ohne Einschränkungen erfüllte. Im Gemäldebereich wurde aber unterhalb des Gipsputzes zusätzlich ein spezieller Putzträger angebracht. Als Putzgrund dienten dabei Matten aus Gipserlättchen. Sie wurden durch den Gipsputz hindurch mit den Deckenbalken vernagelt. Auf diesen Putzträger kam zunächst ein Kalkputz als Unterputz für das Gemälde, darauf dann ein malereitragender Feinputz. Auf diesen Untergrund wurde das Deckenbild in Freskotechnik aufgetragen.

Dabei erwies sich die Verbindung zwischen dem als Unterputz eingesetzten Kalkputz und dem Putzträger als die größte Schwachstelle. Die einzelnen Leisten der Matten aus Gipserlättchen halten eine Breite von 15 Millimetern und waren mit einem Abstand von jeweils circa 5 Millimetern zueinander verbunden. Die Untersuchung des Bestands ergab, dass der Kalkmörtel nicht ausreichend auf den Holzlättchen haftete. An der glatten Holzoberfläche der Gipserlättchen haftete der Putz nur mit maximal 25 Prozent seiner Fläche. Da die Abstände zwischen den Lättchen zu schmal waren, konnte der Putz sich nicht ausreichend hinter ihnen verklammern.

In der Folge zerstörten Bewegungen innerhalb des Putzträgers die Mörtelstruktur in den Zwischenräumen der Latten. Geringe zusätzliche Belastungen durch Feuchtigkeitsschwankungen oder Schwingungen führten zum Abriss des Putzes vom Untergrund.

Putzträger musste komplett entfernt werden

 

Hangleiter und das Institut für Steinkonservierung schlugen vor, das Deckengemälde durch einen Austausch des kompletten Putzträgers inklusive Rückverankerung zu sichern. Dabei sollte eine Stützkonstruktion den malereitragenden Deckenputz von unten in seiner Lage halten.

Sowohl der alte Gipsputz mit seiner Unterkonstruktion, als auch die Gipserlättchen sollten entfernt und der bestehende, malereitragende Putz durch einen Vergussmörtel mit einem neuen Putzträger verbunden werden.

Nach einer Kartierung von Fehlstellen und eindeutigen Details wurde die Gemäldefläche kaschiert, um die in eine Vielzahl einzelner Stücke zerbrochene Putzfläche zusammengehalten. Zum Schutz der Malerei vor einer Durchfeuchtung beim Einbau des Vergussmörtels diente eine vorübergehende Hydrophobierung der unteren Putzschichten mit dem flüchtigen Bindemittel Cyclododecan. Im Anschluss wurde der alte Putzträger von der Decke ausgehend entfernt und die Mörtelrückseite des Kalkputzes von lockerem Material befreit. Soweit möglich passte man abgestürzte, aber noch intakte Deckenteile ein und sicherte sie mit einer dünnen Mörtelschicht.

Danach begann der Aufbau des neuen Putzträgers. Eine Konstruktion aus zwei Lagen Rundstäben und einer dazwischenliegenden Mattenarmierung aus Wellengittern erwies sich als die passende Lösung. Die Rundstäbe werden von Haken aus Stahlblech gehalten, die mit den Holzbalken der Decke verschraubt sind.

Dem Vergussmörtel kam die kritische Aufgabe zu, diesen neuen Putzträger und den Unterputz des Gemäldes zu verbinden. Er sollte in chemischer und bauphysikalischer Hinsicht eine optimale Verbindung mit dem vorhandenen Kalkmörtel eingehen. Zudem erforderte die komplizierte Einbausituation unter der Deckenkonstruktion sehr gute Fließeigenschaften bei einem minimalen Trocknungsschwund. Dazu entwickelte die Firma tubag in Zusammenarbeit mit dem IFS einen speziellen Mörtel.

Gesamte Gemäldefläche mit Mörtel vergossen


Ergebnis der Entwicklung war ein rein NHL-gebundener, leichter, hochfließfähiger und sedimentationsstabiler Vergussmörtel. Er besteht aus natürlich hydraulischem Kalk als Bindemittel und einer Mischung aus leichten Zuschlagstoffen, wie Blähglas mit einer Sieblinie von 0 bis 2,3 Millimetern. Den Leichtzuschlägen kommt hier eine besondere Bedeutung zu, da sie helfen, die statische Belastung durch das Eigengewicht des Mörtels zu reduzieren.

Eingebracht wurde der Vergussmörtel in einer Stärke von 27 bis 33 Millimetern. So überdeckte er das Wellengitter des Putzträgers komplett, ohne jedoch in Kontakt mit dem Deckentragwerk zu kommen. Angemischt wurde der Vergussmörtel in einem Zwangsmischer, der sich auf einem Außengerüst befand. Eine Schneckenpumpe transportierte ihn über einen circa 30 Meter langen Schlauch bis zu seinem Einsatzort.

Innerhalb von zwei Tagen verteilte man den Mörtel auf der gesamten Gemäldefläche. An einem weiteren Tag verschloss man auch die an die Wände angrenzenden Bereiche. Um Schwundrisse vorzubeugen, mussten die Mörtelflächen innerhalb der nächsten vier Wochen feucht gehalten werden.

Nachdem der Vergussmörtel eine ausreichende Festigkeit erreicht hatte, konnten die Fachhandwerker mit dem Abbau der Stützkonstruktion beginnen. Im Anschluss wurde das Gemälde von der Kaschierung befreit und gereinigt. Schließlich standen die werkgerechte Ergänzung der Fehlstellen und deren Retuschierung an. Detailaufnahmen aus der Zeit vor den Putzabstürzen halfen dabei die fehlenden Malereiteile zu rekonstruieren.

Damit waren die Arbeiten am Gemälde abgeschlossen. Den Kirchenbesuchern zeigt die Deckenmalerei heute wieder die drei Hauptmotive des Künstlers Richard Holzner: Szenen aus dem Martyrium des Sebastian, christlicher Heiliger und gleichzeitig Namensgeber der Kirchengemeinde in Blieskastel, sowie die Heilige Dreifaltigkeit und schließlich Helena, die das Kreuz Jesu findet.

Kunsthistoriker richten ihr Augenmerk aber nicht nur auf das Deckengemälde. Die Fassade der Schlosskirche gilt in Gestaltung und Formenreichtum als bedeutsam für das Saarland im ausgehenden 18. Jahrhundert. Die Sanierungsarbeiten an der Sandsteinfassade umfassten eine umfangreiche Steinkonservierung. Auch hier wurde ein Mörtel mit natürlich hydraulischem Kalk als Bindemittel eingesetzt. Farblich angepasst ergänzt er nun den Sandstein der historischen Fassade.

Neben dem Deckengemälde und der Instandsetzung der Sandsteinfassade umfassten die Sanierungsarbeiten der letzten 13 Jahre auch die Dächer, die Fenster, die technische Ausstattung sowie den rotgelb karierten Sandsteinboden. In diesem Jahr werden noch die Orgel sowie die Glockenanlage restauriert. Für die Kirchengemeinde, die sich mit vielen kreativen Spendenaktionen an den Kosten für die Sanierung beteiligt hat, kehrt dann der normale Kirchenalltag zurück. Die Schlosskirche kann ihre Aufgaben als Andachtsort und als wichtiges Kulturgut wieder in vollem Umfang erfüllen.

Das Projekt im Detail

Partner

BauherrKatholische Kirchengemeinde Blieskastel
Bestandsaufnahme, Restaurierungskonzept, ObjektbegleitungHans Michael Hangleiter GmbH, Otzberg Institut für Steinkonservierung e. V., Mainz
Ausführender BetriebHans Michael Hangleiter GmbH, Otzberg
Baustofflieferanttubag
Bautenschutz und Bausanierung | 2014

Den Heiligen den Himmel wahren

Mit seiner Schlosskirche beherbergt Blieskastel eines der bedeutendsten Baudenkmäler des Saarlandes. Ein zentraler Baustein der langjährigen Restaurierungsarbeiten war die Instandsetzung des absturzgefährdeten Deckengemäldes.

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